Globale Talentsuche in der Zeitarbeit
Der internationale Wettbewerb um Fachkräfte nimmt stetig zu – nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und sich wandelnder Arbeitsmarktanforderungen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das internationale Recruiting, also die grenzüberschreitende Personalgewinnung, zunehmend an Bedeutung – auch und insbesondere für Zeitarbeitsunternehmen. Sie fungieren dabei nicht nur als Vermittler, sondern auch als wichtige Integrationspartner für ausländische Arbeitskräfte und als strategische Lösung für die Personalbedarfe ihrer Kundenunternehmen.
Was ist internationales Recruiting?
Internationales Recruiting bezeichnet den Prozess der gezielten Suche, Ansprache, Auswahl und Vermittlung von Arbeitskräften aus dem Ausland zur Besetzung offener Stellen im Inland. Dabei kann es sich sowohl um Fachkräfte mit spezieller Qualifikation als auch um Hilfskräfte oder saisonale Arbeitskräfte handeln. Der gesamte Prozess erfordert fundierte Kenntnisse über arbeits- und aufenthaltsrechtliche Rahmenbedingungen sowie über sprachliche, kulturelle und organisatorische Besonderheiten.
Rolle von Zeitarbeitsunternehmen im internationalen Recruiting
Zeitarbeitsunternehmen nehmen im internationalen Recruiting eine Schlüsselfunktion ein. Sie identifizieren geeignete Kandidat*innen im Ausland, begleiten die administrativen Prozesse wie Visaanträge und Anerkennungsverfahren und unterstützen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Oftmals bestehen Kooperationen mit ausländischen Agenturen, Bildungseinrichtungen oder Behörden, um gezielt qualifiziertes Personal zu rekrutieren.
Zu den typischen Branchen, in denen internationale Fachkräfte über Zeitarbeit eingesetzt werden, zählen:
-
Pflege und Gesundheitswesen
-
Industrie und Produktion
-
Logistik und Lagerwesen
-
IT- und Ingenieursberufe
-
Handwerk und Bauwesen
Vorteile des internationalen Recruitings
Für Zeitarbeitsunternehmen und deren Kunden bietet internationales Recruiting zahlreiche Vorteile:
-
Erweiterung des Bewerberpools: Inländische Rekrutierung stößt zunehmend an Grenzen – der Blick ins Ausland öffnet neue Perspektiven.
-
Schnellere Besetzung von Engpassberufen: Gerade in technisch anspruchsvollen oder stark nachgefragten Berufen lassen sich Stellen oft nur noch international besetzen.
-
Interkulturelle Vielfalt: Teams profitieren von neuen Impulsen, kultureller Diversität und erweiterten Sprachkompetenzen.
-
Langfristige Mitarbeiterbindung: Viele ausländische Fachkräfte sind hoch motiviert und streben nach dauerhafter Integration in den deutschen Arbeitsmarkt.
Herausforderungen beim internationalen Recruiting
Trotz der vielen Chancen birgt das internationale Recruiting auch Herausforderungen:
-
Rechtliche Komplexität: Themen wie Arbeitsgenehmigungen, Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder die Einhaltung der EU-Entsenderichtlinie erfordern Fachwissen und Sorgfalt.
-
Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede: Diese müssen durch gezielte Schulungs- und Integrationsmaßnahmen überbrückt werden.
-
Logistische Fragen: Unterkunft, Transport und Lebenshaltungskosten müssen ebenfalls berücksichtigt und organisiert werden.
-
Betreuung und Integration: Erfolgreiche Integration bedeutet nicht nur berufliche, sondern auch soziale und kulturelle Eingliederung – ein wichtiger Aspekt, der langfristig über den Verbleib der Arbeitskraft entscheidet.
Erfolgsfaktoren für Zeitarbeitsunternehmen
Zeitarbeitsunternehmen, die sich im internationalen Recruiting etablieren wollen, sollten auf bestimmte Erfolgsfaktoren achten:
-
Spezialisierung und Netzwerk: Enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, Sprachschulen und Anerkennungsstellen.
-
Digitale Rekrutierungsprozesse: Nutzung von Videointerviews, CV-Parsing-Tools und digitalen Matching-Plattformen.
-
Interkulturelles Onboarding: Einführungskonzepte, interkulturelle Trainings und Ansprechpartner vor Ort erleichtern die Eingewöhnung.
-
Transparente Kommunikation: Offenheit über Arbeitsbedingungen, Anforderungen und Rechte schafft Vertrauen bei ausländischen Bewerbenden.
-
Begleitprogramme: Unterstützung bei Wohnungssuche, Behördengängen und Sprachkursen.
Rahmenbedingungen: Rechtliche und politische Aspekte
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) bildet seit März 2020 die gesetzliche Grundlage für die Einwanderung von qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten. Es erleichtert unter bestimmten Bedingungen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt und öffnet neuen Spielraum für Personaldienstleister. Zudem regelt das Aufenthaltsgesetz (AufenthG) die Voraussetzungen für Visa und Aufenthaltstitel. Für Zeitarbeitsunternehmen gilt, dass die Überlassung von Drittstaatsangehörigen in der Regel nur mit entsprechender Genehmigung zulässig ist.
Besonderheiten bestehen außerdem bei der Entsendung innerhalb der EU – hier gelten u. a. Meldepflichten nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) sowie branchenspezifische Mindeststandards.
Internationale Rekrutierung als Teil der Arbeitgebermarke
Unternehmen, die sich als moderne, offene und internationale Arbeitgeber positionieren möchten, sollten internationales Recruiting als strategisches Instrument begreifen. Auch Zeitarbeitsunternehmen profitieren davon, wenn sie sich als Brücke zwischen globalem Talent und nationalem Bedarf verstehen – und dies auch in ihrer Markenkommunikation sichtbar machen.
Fazit
Internationales Recruiting ist für Zeitarbeitsunternehmen ein zukunftsweisendes Feld mit großem Potenzial. Durch gezielte Strategien, rechtliche Expertise und eine gute Integrationsarbeit können Personaldienstleister ihre Marktposition stärken und gleichzeitig zur Fachkräftesicherung beitragen. Wer internationale Rekrutierung professionell und verantwortungsvoll betreibt, schafft Mehrwert für alle Beteiligten – für Bewerber, Kundenunternehmen und die Gesellschaft als Ganzes.